Markus Rutz, Geschäftsführer Holz- und Modulbau Blumer Lehmann CH, erklärt, warum integrierte Planung zeitgemässes Bauen widerspiegelt.

Wenn Bauherren, Architekten, Fachplaner und Unternehmer ein Projekt frühzeitig gemeinsam entwickeln, profitieren alle von einer zielgerichteten, wirtschaftlichen Lösung.

Markus Rutz, welchen Ansatz verfolgt die integrierte Planung?

MARKUS RUTZ Im Gegensatz zum konventionellen Planungsprozess bilden die Planer zusammen mit den ausführenden Unternehmen von Anfang an ein integriertes Projektteam. Alle Beteiligten denken und entwickeln gemeinsam die vor- und nachgelagerten Prozesse und integrieren, was bestellt, geplant und gebaut werden soll. So entsteht am Ende ein wirtschaftlich ausgereiftes Projekt mit optimalem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Und: Leerläufe können vermieden werden, also Planungsphasen, die wiederholt werden müssen, weil man erst spät merkt, dass die geplante Umsetzung zu hohe Kosten verursachen würde.

Markus Rutz

Zur Person

Markus Rutz ist Geschäftsführer Holz- und Modulbau CH und Mitglied der Unternehmensleitung.

Welche Kooperationsmodelle eignen sich?

MARKUS RUTZ Wir beteiligen uns häufig an Gesamtleistungswettbewerben, bei denen ein Unternehmer gesucht wird, der als Totalunternehmer das ganze Projekt koordiniert. Ausgangspunkt kann zum Beispiel ein Flächenprogramm für ein Areal mit einer definierten Nutzung sein. Für solche Wettbewerbe arbeiten wir mit Architekten und Fachplanern aus unserem Netzwerk zusammen. Gewinnen wir den TU-Auftrag, holen wir für die Ausführung die notwendigen Subunternehmer mit ins Boot. Eine neuere Variante der Zusammenarbeit ist die Werkgruppe. Hier behält der Bauherr den Lead und vergibt definierte Ausführungspakete. In St. Gallen konnten wir kürzlich den Werkgruppenwettbewerb für das innovative Projekt «FABRIK.SG», ein vertikal vernetztes Firmengebäude mit modernen Arbeitsplätzen für die Industrie und das Gewerbe, gewinnen. Wir überzeugten mit unserem Vorschlag für die Gebäudehülle einschliesslich Kostenkalkulation, den wir zusammen mit der Blumer Techno Fenster AG und der merz+egger ag entwickelten.

Ob Gesamtleistung oder Werkgruppe  – die sogenannten Design-build-Modelle führen die Planungs- und Ausführungsphasen eines Bauvorhabens zusammen. Entwickelt wird im integrierten Projektteam, und die Expertise und das Detailwissen der Bauausführung fliessen schon in die Planung ein.

«Die Frage muss immer lauten: Was ist das Beste für das Gesamtprojekt?»
Markus Rutz, Geschäftsführer Holz- und Modulbau | CH
Rendering des Projekts FABRIK.SG

Rendering des Projekts FABRIK.SG

Was sind die Schlüsselfaktoren, damit ein Bauprojekt integriert geplant werden kann?

MARKUS RUTZ Es braucht Unternehmen im Team, die sich aktiv einbringen und über den Tellerrand hinausdenken wollen. Denn über den eigenen Leistungsbereich hinaus gilt es, Schnittstellen zu koordinieren, disziplinübergreifend zu optimieren und das Ziel im Auge zu behalten. Die Frage muss immer lauten: Was ist das Beste für das Gesamtprojekt? Auf der anderen Seite ist der Bauherr gefordert, die Projektziele und die Rahmenbedingungen klar zu formulieren, damit sie vom gesamten Team mitgetragen und mitentwickelt werden.

Wie bringt sich der Unternehmer in die Projektentwicklung ein?

MARKUS RUTZ Der Unternehmer unterstützt früh bei konzeptionellen Entscheidungen. Wenn es darum geht, bestimmte Gebäuderaster, Steigzonen oder Grundrisse zu wählen, wirtschaftliche Spannweiten vorzuschlagen und auch Aufbauten von Aussenwänden, Decken- und Dachkonstruktionen frühzeitig festzulegen. Dabei denken wir immer aus der Sicht des Bauherrn und haben stets die Produktions- und Montagefreundlichkeit im Blick.

Grafik Integrierte Projektabwicklung

Und wie profitieren die Bauherren davon, dass die Unternehmer von Anfang an mit am Tisch sitzen?

MARKUS RUTZ Wir arbeiten partnerschaftlich zusammen und haben das gleiche Ziel: Wir wollen schnell zur optimalen Lösung kommen und Leerläufe vermeiden. Wenn der Bauherr die ausführenden Firmen von Anfang an mit am Tisch hat, können alle relevanten Fragen zuverlässig geklärt werden. Denn die Kompetenzen aus Planung, Bau und Betrieb werden frühzeitig gebündelt. Für die Auftraggeber bedeutet das die Gewissheit, dass das Gebäude gemäss definiertem Terminplan geplant, produziert und montiert werden kann. Teilweise kann ein ähnliches Vorgehen auch auf Vergaben der öffentlichen Hand angewendet werden – alles mit einer grossen Transparenz im gesamten Bauprozess. Und wir als Ausführende haben zudem die Chance, direkt mit dem Bauherrn zusammenzuarbeiten und seine Bedürfnisse besser zu verstehen. Wir können mehr Verantwortung im Projekt übernehmen und es in die richtige Richtung lenken.

Markus Rutz

"Wir wollen schnell zur optimalen Lösung kommen und Leerläufe vermeiden."